Der Deal scheint so gut wie fix: Microsoft übernimmt noch diese Woche den VoIP-Dienst für kolportierte 8,5 Milliarden US-Dollar. Damit hat Microsoft offensichtlich die anderen beiden Interessenten Google und Facebook ausbooten können. Großer Verlierer in dem Spielchen ist meiner Meinung nach aber nur die Suchmaschine, die die Skype-Telefonie tief in ihr Handy-Betriebssystem Android integrieren hätte können. Hinter den Business-Entscheidungen stecken wohl folgende Überlegungen:
1. Microsoft stärkt Windows Phone: Die Redmonder haben sich wohl nicht umsonst dafür entschieden, die größte Übernahme in der 35-jährigen Firmengeschichte zu wagen. Im Kampf um den Handy-Markt steht man weit hinter Google und Apple zurück. Mit der populären Marke Skype an Bord von Windows-Phone-Geräten könnte man attraktiver für Neukunden werden. Skype ist auch für die viel Geld abwerfende Spielkonsole Xbox360 interessant, wo Skype künftig in Online-Spielen als Kommunikationsmittel dienen könnte. Auch im B2B-Markt ist Microsoft nun besser gegen Cisco und Google aufgestellt.
2. Skype macht einigen Umsatz: Auch wenn viele Stimmen sagen, dass Microsoft viel zu viel Geld für Skype ausgibt, ist festzuhalten, dass der VoIP-Dienst 2010 900 Millionen Dollar Umsatz machte und 2011 etwa 2 Mrd. Dollar machten könnte, wie Searchengineland.com anmerkt. Wenn der Umsatz weiter so wächst (wovon ich aber nicht ausgehe), würde das Investment bald wieder eingenommen sein.
3. Besser als bei eBay: Skype hat von 2005 bis 2009 dem Online-Auktionshaus eBay gehört. Der renommierte Risikokapitalgeber Fred Wilson schreibt in seinem Blog: „I’m not particularly inspired by the idea that Microsoft will do something great with Skype. But I do think they are a better corporate owner than eBay.“ Er glaubt nicht, dass sich durch die Übernahme die tägliche Nutzung von Skype ändern wird.
4. Der wahre Gewinner Facebook: Microsoft schmiedet weiter an der Allianz gegen Erzrivalen Google. Mit einem 240-Millionen-Investment machte man Facebook über Nacht 15 Mrd. Dollar schwer. Damals schaffte es man nicht, das Online-Netzwerk komplett zu kaufen. Diesen Fehler will Ballmer offensichtlich kein zweites Mal machen und legt deswegen verhältnismäßig viel Geld für Skype auf den Tisch. Mark Zuckerberg, der an einer tiefergehenden Partnerschaft mit Skype interessiert ist, braucht keinen Cent auszugeben, wird aber wahrscheinlich trotzdem die Möglichkeit einer tieferen Integration von Skype in Facebook bekommen – vor allem beim Chat, der um Telefonie und Video aufgemotzt werden könnte. Microsoft würde im Gegenzug von mehr Kunden profitieren – via Facebook Credits könnte man in Zukunft etwa für „Skype Out“-Dienste zahlen.