Seinen Freunden verraten, wo man sich gerade befindet: Mit Facebook Places hat Mark Zuckerberg einen neuen Dienst vorgestellt, über den sich die Nutzer (vorerst nur in den USA) via Handy-GPS orten lassen können. Auf Befehl kann diese Position im eigenen Facebook-Profil veröffentlicht werden und wird dort mit einem kleinen Kartenausschnitt und dem Namen des jeweiligen Ortes (z.B. eine Cafe, ein Geschäft, etc.) angezeigt. So wie andere Status-Updates können diese Ortasangaben alle einsehen, die Zugriff auf das Profil haben – je nach Privatsphäreeinstellungen sind das im Schnitt 130 Freunde, im Schnitt 17.000 Freundesfreunde oder im schlimmsten Fall (Einstellung auf „alle“) gar alle 1,8 Milliarden Internetnutzer.
18 Häuser ausgeraubt
Diesen Umstand haben sich einem Bericht von WMUR Channel 9 News nun drei Einbrecher zunutze gemacht: Mario Rojas, Leonardo Barroso und Victor Rodriguez haben im US-Bundesstaat New Hampshire auf Basis von Handyortungs-Informationen 18 Häuser ausgeraubt. Sie haben einfach darauf gewartet, bis die Bewohner einen Status-Bericht, dass sie nicht zu Hause sind, veröffentlicht haben. Insgesamt sollen sie Beute im Wert von 100.000 bis 200.000 Dollar gestohlen haben. Die Polizei konnte die Räuber schließlich dingfest machen – allerdings nicht über Internet-Updates, sondern dank nicht-virtuellen Hinweisen.
UPDATE: Von Seiten Facebook heißt es, dass die Diebe keine Informationen aus dem Dienst „Places“ verwendet hätten.
„Bitte raubt mich aus“
Auf diese Ortungs-Problem haben schon einmal drei Niederländer mit Pleaserobme.com hingewiesen. Sie haben auf dieser Webseite Status-Updates von Twitter- oder Foursquare-Nutzern veröffentlicht, die verrieten, dass sich diese gerade nicht zu Hause aufhalten würden. Die Macher des Handyortungs-Dienstes Foursquare taten das Problem damals – auch mir gegenüber – ab, weil sie meinten, dass man ja nur seinen Freunden solche Details verraten würde. Im Social-Media-Zeitalter ist der Begriff „Freund“ allerdings sehr dehnbar, denn wie schon erwähnt haben Facebook-Nutzer im Schnitt 130 Freunde. Ein zusätzliches Problem entsteht durch die Verknüpfung verschiedener Dienste: So gelangen etwa Ortsangaben aus dem „privaten“ Foursquare-Bekanntenkreis technisch sehr einfach ins eigene Twitter-Profil – und der Kurznachrichten-Dienst wird von den Nutzern in der Regel mit der Einstellung „öffentlich“ verwendet.
Verraten einfach gemacht
Bei Facebook Places ist die Ortungs-Falle um einiges größer als bei den Konkurrenten Foursquare oder Twitter, da es von viel mehr Menschen weltweit verwendet wird. Außerdem sehe ich gerade bei Facebook ein anderes, vielleicht so gar größeres Problem auf die Nutzer zukommen: Denn bei „Places“ kann man seinen Kontakten erlauben, den eigenen Aufenthaltsort anzugeben, der dann aber nicht via GPS-Ortung überprüft wird – Streiche, bei denen Arbeitskollegen außerhalb des Büros an anderen Orten „eingecheckt“ werden, sind dann sehr leicht möglich.
Für Facebook ist „Places“ einerseits der Ausbau seiner mobilen Dienste und andererseits ein neues kommerzielles Standbein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis geobasierte Werbung geschalten wird. Außerdem hat Facebook so die Möglichkeit, ins boomende Online-Coupon-Geschäft einzusteigen: So ist es etwa denkbar, dass man durch mehrmalige Check-ins vergünstigte Produkte in einem Geschäft bekommt.
Microsoft als Partner
„Places“ ist außerdem ein Angriff auf Zuckerbergs Hauptkonkurrenten Google: Denn mit der Integration von Bing Maps stärkt man dem eigenen Investor Microsoft den Rücken, der bekanntlich ebenfalls ein Rivale von Google ist. Der Ortungs-Dienst hält außerdem kleinere Web-Dienste wie Foursquare, Gowalla oder Twitter auf Distanz, die ebenfalls alle die Ortung ihrer Nutzer erlauben.
Die Facebook-Grafiker jedenfalls haben sich einen Seitenhieb beim Logo-Design erlaubt: Dieses zeigt ein Quadrat („square“) sowie eine aus Straßen gezeichnete Vier („four“).