Google, Facebook und Apple wurden schon welche gewidmet, jetzt ist die andere Seite dran: Mit der Dokumentation “Terms And Conditions May Apply” hat der Filmemacher Cullen Hoback einen längst überfälligen Streifen zum Thema Privatsphäre im Internet gedreht. Im Kern geht es um die Nutzungsbedingungen, denen wir als Nutzer von Google, Facebook, Amazon oder eBay zustimmen müssen – und deren Kleingedrucktes beängstigende Folgen für die Nutzung unserer Daten durch Wirtschaft und Politik bedeuten.
Mark Zuckerberg stalken
“Can you please not record”, bittet Facebook-Chef Mark Zuckerberg das Film-Team von Hoback, das ihm vor seiner Villa in Palo Alto, Kalifornien, aufgelauert hat. Nach knapp 80 Minuten macht Hoback das, was die Internet-Firmen mit ihren Milliarden Nutzern machen: Er stalkt Zuckerberg, um vorzuführen, dass selbst der oberste Apologet der “Privacy is dead”-Lehre auf seinem Spaziergang in der Nachbarschaft vielleicht doch gerne ein wenig Privatsphäre hätte.
Diese verwackelte, weil mit versteckter Kamera gefilmte Szene steht konträr zu den vielen Beispielen steht, die “Terms Ans Conditions May Apply” bringt, in denen Unschuldige auf Basis der Auswertung ihrer Daten Schaden genommen haben. Etwa der Ire Leigh Van Bryan, dem die Einreise in die USA wegen eines Twitter-Witzes verweigert wurde. Oder die Teilnehmer eines Zombie-Flashmobs, die sich im Internet verabredeten und noch vor der Aktion verhaftet wurden. Oder ein US-Amerikaner, der wegen eines sarkastischen Facebook-Updates Besuch von der Polizei bekam.
Terms and Conditions May Apply Preview from Hyrax Films Private.
Bekannte Gesichter
“Alles, was digitalisiert wurde, ist nicht privat. Und das ist erschreckend”, sagt Starmusiker Moby in dem Film. Neben Moby hat Hoback noch eine ganze Reihe anderer Sprecher, die viel von dem Themenkomplex “Nutzerdaten” verstehen, vor die Kamera geholt. US-Buchautor Eli Pariser etwa, der das Buch “The Filter Bubble” veröffentlicht hat, den Wiener Facebook-Gegner Max Schrems, oder Barrett Brown, den “Unifficial Head of Anonymous”. Andere Interview-Partner wie Google-Vorstandsvorsitzender Eric Schmidt, FBI- oder CIA-Vertreter hat Hoback zwar nicht bekommen, behilft sich dabei aber geschickt Archivaufnahmen, die die Vertreter von Internet-Wirtschaft, Politik und Staatsapparat beim Stammeln, Um-den-heißen-Brei-Reden und Lügen erwischen.
Kostenlos für schulische Zwecke
Insgesamt ist es “Terms And Conditions May Apply” gelungen, ein sperriges Thema lebendig in eine nie langweilige Dokumentation zu gießen. Auch Zuschauer, die sich mit dem Thema intensiv auseinandersetzen, werden dem Streifen etwas abgewinnen können, weil er gut zusammenfasst, was bisher geschah. Dass der Film vor den NSA-Enthüllungen gedreht wurde und er nur zwischen den Zeilen eine unbekannte Datenkrake in der Mitte andeutet, schadet ihm überraschenderweise nicht, sondern liefert quasi die Vorgeschichte zur Post-Snowden-Ära.
Derzeit sind Screenings nur in den USA geplant, aber auf dieser Webseite kann man eine Anfrage stellen. Und: Für schulische Zwecke wird “Terms And Conditions May Apply” kostenlos zur Verfügung gestellt – jetzt sind die Lehrer gefragt, den wichtigen Film ihren Schützlingen zu zeigen.
Anmerkung: In Wien haben die Digital-Agentur Super-Fi, das Datenschutz-Start-up Stack.fm mit Unterstützung der Kleinparteien NEOS, Grüne und die Piratenpartei zum Screening geladen. Danke für die Einladung!