Am 30. April will Mark Zuckerberg in San Francisco die Weichen für die mobile Zukunft seiner Firma stellen. Was auch sonst? Seit dem 4. Quartal 2013 verdient das Social Network mehr als 50 Prozent seiner Werbeeinnahmen im mobilen Bereich, hat Ende Jänner 2014 um 19 Mrd. Dollar die Messaging-App WhatsApp geschluckt und baut derzeit seine Haupt-App radikal um: Die Chat-Funktion ist künftig nur mehr in der separaten Messenger-App verfügbar, womit diese langfristig für eine Zusammenführung mit WhatsApp angeglichen wird. Daneben gibt es noch Paper zum Lesen von Socia News, Instagram und Facebook Camera für Fotos, den Seitenmanager für Facebook-Seiten und für ganz Hartgesottene Facebook Home, bei dem sich das Social Network auf Android-Handys in den Vordergrund drängt.
Aufsplitten in viele Einzel-Apps
Diese Aufsplittung der Haupt-App in verschiedene Spezial-Apps (Foto, Messaging, News, etc.) veranlasste Wired bereits vom “Ende von Facebook, wie wir es kennen” zu schreiben. Viele kleine anstatt einer großen, überladenen App anzubieten, ist keine Erfindung von Facebook, sondern entspricht dem Trend. Auch die österreichischen App-Firmen Runtastic (Laufen, Radfahren, Sit-ups, etc.) oder Tripwolf (Barcelona, Paris, London, usw.) splitten ihre Angebote in viele kleine Einzel-Apps auf. Mark Zuckerberg hat für diese Strategie eigens die Creative Labs in seiner Firma eingerichtet, wo kleine Teams neue Apps entwickeln – der Social-News-Reader Paper ist die erste einer ganzen Reihe an zu erwartender Software.
Wenn man sich die Übernahmen, die Facebook im vergangenen Jahr getätigt hat, dann bekommt man eine Ahnung davon, was zu erwarten ist: Spaceport.io ist auf mobile Games spezialisiert, SportStream ist eine Second-Screen-App für Sportsendungen, Jibbigo ist ein mobiler Übersetzer, und Branch bietet eine App für Diskussionen zu bestimmten Themen.
Eine Plattform, auf der andere Apps aufbauen
Doch weil Facebook trotz 6000 Mitarbeitern wie schon im Desktop-Web nicht alles alleine bauen kann, wird die Firma meiner Theorie nach einen eigenen Baukasten für App-Entwickler auf der Hauskonferenz f8 präsentieren. Denn, so kann man im Programm bereits nachlesen, wird das Ingenieur-Team der Facebook-Tochter Parse eine große Rolle bei den Präsentationen spielen. “Create cross-platform apps faster. Learn how to use Facebook Platform and Parse to build great mobile apps and games”, heißt es da ziemlich deutlich. Für Nicht-Entwickler: Facebook will es Entwicklern offenbar sehr einfach machen, Apps für iPhone, Android und Windows Phone zu bauen, bei denen man sich per Facebook einloggt und dabei Name, Foto, Freundesliste, Like-Daten etc. importiert – ein so genanntes App Framework. Parse sorgt dafür, dass die Daten in der Cloud gespeichert werden, Push-Benachrichtigungen richtig abgewickelt werden und der Entwickler die Daten einfach analysieren kann. Für Letzteres könnte auch der Zukauf Little Eye Labs sorgen, das auf Android-Analyse spezialisiert ist.
Dass Facebook in anderen Apps tief integriert werden will, passt zur Historie. Auf der f8-Konferenz hat Zuckerberg in den vergangenen Jahren Facebook Connect für Webseiten (2008), Social Plugins wie den Like-Button (2010) und den Open Graph (2011) zur noch tieferen Einbindung von Facebook in externe Dienste wie Spotify, AirBnB, BuzzFeed oder Disqus.
Facebook-Ads in Dritt-Apps
Außerdem groß auf der f8-Agenda: Monetarisierung von Apps. “Get more in return for your apps. We’ll go deep into new tools and options to help you earn more on mobile and web”, wird Teilnehmern versprochen. Doch aus reiner Nächstenliebe wird Facebook wohl nicht dafür sorgen wollen, dass App-Macher mehr Geld mit ihren mobilen Diensten verdienen – das Social Network wird da sicher eine Scheibe abhaben wollen. Mit Bezahl-Apps lässt sich das kaum bewerkstelligen, da die App Stores fest in der Hand von Apple und Google sind, die 30 Prozent vom Verkaufspreis mitschneiden.
Bleibt die Werbung, dem Spezialgebiet von Facebook (Jahresumsatz 2013: 7,9 Mrd. Dollar). Und da gibt es schon seit Jahren Pläne, die personalisierten Anzeigen nicht nur auf Facebook.com und in den eigenen Apps, sondern auch anderswo anzuzeigen (z.B. auf Zynga.com). Anfang 2014 hat Facebook-Produktentwickler Sriram Krishnan verkündet, dass man ein neues “mobile ad network” mit ausgewählten Partnern teste, um “a new way for developers to monetize mobile apps” zu erkunden. Werber könnten dann ähnlich wie bei Apples iAd (150.000 Apps im Netzwerk) ihre Werbeanzeigen nicht nur in der Facebook-App, sondern in Dritt-Apps einblenden. Klickt der Nutzer darauf, bekommt der App-Anbieter und Facebook (z.B. bei einem Revenue Share von 70/30) Geld. Die Personalisierung (Alter, Wohnort, Freunde, Likes, etc.) dieser Ads wäre denkbar einfach, da sich der Nutzer ja bereits per Facebook angemeldet hat.
So, das sind meine Theorien zu den Facebook-Neuerungen auf der f8 – wie lauten Deine?