Die Kölner Eyeo GmbH, die den populären Adblocker „AdBlock Plus“ mit mehr als 50 Millionen Nutzern weltweit anbietet, hat im deutschsprachigen ordentlich für Furore gesorgt, weil sie in ihrem „Acceptable Ads„-Programm bestimmte, nicht störende Werbeformen von der Blockade ausnimmt. Große IT-Unternehmen wie Google, Microsoft oder Amazon zahlen bei Eyeo viele Millionen Euro ein, damit ihre Werbung nicht blockiert wird, kleinere Publisher oder Blogger müssen für die Freischaltung ihrer Ads nichts zahlen.
Während AdBlock Plus am Desktop eine Macht ist und manchen Webseiten viel Werbegeld kostet, weil eine hohe Prozentzahl der Nutzer die Online-Anzeigen einfach blockt, ist der Werbeblocker im Mobile-Bereich irrelevant. In die führenden mobilen Browser Safari (iPhone, iPad) oder Chrome (Android) kommt das Browser-Plugin nicht hinein. In nativen Apps wie jenen von Facebook oder Twitter, wo Nutzer viel Zeit verbringen und dort native Werbung in Form von gesponserten Beiträgen und Tweets präsentiert bekommen, spielt AdBlock Plus sowieso keine Rolle. Um dieses Manko im boomenden Mobile-Business wettzumachen, bringt Eyeo heute einen eigenen mobilen Browser namens „AdBlock Browser“ auf den Markt.
Schnelleres Browsen, mehr Akku als Versprechen
Der AdBlock Browser (Beta-Version) kommt mit einem integrierten Werbeblocker, läuft auf Android-Geräten und soll automatisch jede störende Werbung auf mobilen Webseiten ausblenden. Die Vorteile, die Eyeo kommuniziert: Der AdBlock Browser soll schnelleres Browsen und weniger Datenverbrauch bringen, weil weniger Elemente einer Webseite geladen werden, er soll die Akkulaufzeit des Smartphones erhöhen, und er soll die Gefahr von Malware und Adware reduzieren.
Der Clou: Jene Werbung, die AdBlock Plus bereits freigeschaltet hat und auf der Whitelist hat (z.B. die Google-Cashcow AdWords) sind standardmäßig freigeschaltet. Das erlaubt es Eyeo auch im mobilen Bereich, Geld von großen werbefinanzierten Unternehmen verlangen zu können. Unter „Einstellungen“ -> „Settings“ -> „Acceptable Ads“ soll der User auf Wunsch auch diese Werbeformen blockieren können.
Fraglicher Erfolg
Die Krux der Geschichte: Eyeo muss es schaffen, den Browser an möglichst viele Nutzer zu bringen, um im mobilen Bereich relevant zu werden. Das könnte sehr schwer werden: Wer den Browser will, muss der „AdBlock Browser Beta Community“ auf Google+ beitreten und kann dann den Browser kostenfrei installieren – in Googles Play Store ist der Browser noch nicht auffindbar.
Außerdem sieht sich AdBlock Plus wegen dem Untergraben der Business-Modelle von Internet-Publishern weiter mit Klagen von deutschen Medienhäusern konfrontiert. Der neue Android-Browser wird nicht dazu beitragen, die Verlage freundlicher zu stimmen.