„A true “mafia” is a collection of co-founders, early hires and top engineers who’ve been battle-tested together with an enthusiasm and financial resources to start many different ventures immediately. There’s also a communal sense of co-investing in and supporting one another, hence the idea of keeping it “in the family.” – Sarah Lacy, Techcrunch
So beschreibt die von mir sehr geschätzte Techcrunch-Bloggerin und Buchautorin Sarah Lacy in einem fantastischen Artikel jene Strukturen, die sie als die „Facebook-Mafia“ bezeichnet. Dieser eingeschworene Kern aus Mitgründern, Investoren, Ex-Mitarbeitern und Ingenieuren zieht im Silicon Valley die Fäden hinter den Kulissen und bestimmen wesentlich mit, welche jungen Start-ups sich durchsetzen können und in welche Richtung sich die hiesige Web-Industrie entwickelt.
In dieser zweiteiligen Serie „Die Facebook-Mafia“ möchte ich die Machtkonzentration rund um Mark Zuckerberg skizzieren und damit Einblick geben, wo der Grundstein des Erfolgs liegt, wer die Fäden im Hintergrund zieht und wohin sich die Geschäfte bewegen.
Der harte Kern
Drei der Facebook-Strippenzieher habe ich bereits vors Objektiv bekommen: Accel-Partners-Chef Jim Breyer (l.) gehört persönlich ein Prozent von Facebook, sitzt im Vorstand des Online-Netzwerkes und hält über seine Investment-Firma Beteiligungen bei ComScore, AdMob, Groupon, Dropbox, Etsy, Playfish oder Spreadshirt, um nur einige zu nennen. Auch der korpulente Reid Hoffman (Mitte links) hat früh bei Facebook investiert, ist selbst CEO des Business-Netzwerks LinkedIn und seine Investment-Firma Greylock Partners hat etwa bei Airbed & Breakfast, Doubleclick, Gowalla, Groupon oder ZipCar investiert. Dann gibt es noch Sean Parker (r.), ein ehemaliger Facebook-Präsident, Mitgründer von Napster und als Partner von Facebook-Vorstand Peter Thiel über ihre gemeinsame Investment-Firma Founders Fund auch an Gowalla, Friendster, Geni, Mint, Spotify, RapLeaf oder Yammer beteiligt.
Die Netscape-Connection
Allein diese drei Persönlichkeiten aus dem inneren Kreis von Facebook zeigen, wie groß die Einflusssphäre der „Facebook-Mafia“ ist. Selbst Hightech-Giganten wie Google, Yahoo!, Microsoft, eBay und Amazon hätten es laut Sarah Lacy nicht zustande gebracht, solche Beziehungen auszubilden. Das mächtige Geflecht ist aber keineswegs das Werk von Mark Zuckerberg, vielmehr ist er Teil von schon lange bestehenden Strukturen im Silicon Valley geworden. Laut Lacy liegen die Wurzeln etwa in den Netscape-Zeiten, als das Internet-Wunderkind Marc Andreessen 1994 den Browser „Mosaic“ an der Universität Illinois entwickelte. Kurz darauf ging er ins Silicon Valley, gründete die Firma Netscape Communications Corporation und ging damit 1995 an die Börse. 1999, nach dem 1. Browser-Krieg mit Microsoft, verkaufte er Netscape um 4,2 Milliarden US-Dollar an AOL.
Mit dem gewonnenen Geld stellt Andreessen mehrere Dinge an: Er gründete zum einen das Online-Netzwerk Ning, machte die Investment-Firma Andreessen Horowitz (Foursquare, Delicious, Digg, Twitter, PicPlz, Skype, Zynga) auf und baute außerdem an dem Facebook-Browser RockMelt (mein Review dazu hier). Die einfachste und direkteste Verbindung zu Facebook hat Andreessen aber durch seinen Sitz im Vorstand des Online-Netzwerks.
Die PayPal-Mafia
Der andere Wurzelstrang, auf dem die „Facebook-Mafia“ heute bauen kann, entstammt dem Online-Bezahldienst PayPal. Er wurde 1998 von Max Lechvin und Peter Thiel gegründet, legte einen erfolgreichen Börsengang hin und wurde 2002 um 1,5 Milliarden Dollar an eBay verkauft. Seit damals spricht man auch von der „PayPal-Mafia“, denn seine Mitgründer sind bis heute umtriebige Geschäftsmänner. Max Levchin etwa finanzierte Yelp mit und verkaufte seine eigene Firma Slide um 228 Millionen Dollar an Google. Roelof Botha, der einstige PayPal-CFO, fädelte als Sequoia-Capital-Mitglied den 1,65-Milliarden-Dollar-Verkauf von YouTube an Google ein. Sequoia hat außerdem bei Tumblr, Evernote, Square, Bump, Meebo, Cisco, Oracle oder LinkedIn investiert. Der schon erwähnte LinkedIn-Chef Reid Hoffman war Top-Manager bei PayPal und war maßgeblich für den IPO der Firma verantwortlich. Und der einstige PayPal-COO David Sacks ist heute Gründer von Yammer, einem Online-Netzwerk für Unternehmen.
Die interessanteste Verbindung zwischen der PayPal-Mafia und Facebook ist aber mit Sicherheit Peter Thiel selbst, der heute mit Sean Parker den Founders Fund betreibt: Er gab Mark Zuckerberg seine ersten 500.000 Dollar mit den Worten „don´t fuck it up“ und sitzt heute im Vorstand von Facebook. „Facebook hat seine Wurzeln in der PayPal-Mafia, die ihre Wurzeln wiederum an der Universität Illinois gemeinsam mit Netscape und Mosaic hatte. Und Netscape ist aus Silicon Graphics hervorgegangen. Es ist diese Linie, die Jahrzehnte brauchte, um sich im Silicon Valley zu entwickeln, und die kein Regierungsplan und kein privater Wohltäter reproduzieren könnte“, schreibt Lacy über die Wurzeln des Facebook-Erfolges, die offensichtlich bis in die frühen 1980er Jahre reichen.