Das Berliner Musik-Streaming-Start-up Soundcloud macht Ernst bei der Monetarisierung: Künftig will man sich Werbeeinahmen mit Musikern und Labels teilen, während User sich von den Ads gegen eine Monatsgebühr freikaufen können. Der Zeitpunkt ist kein Zufall: Auch die Google-Tochter YouTube und Apple mit seinem Einkauf Beats Music werden den Markt für Musik-Subscriptions bald intensiv beackern.
Freemium im Vormarsch
Das Rennen um die Vorherrschaft am Musik-Streaming-Markt ist in vollem Gange: Die Ankündigung von Soundcloud aus Berlin, künftig seinen Dienst mit Werbung und zusätzlichen kostenpflichtigen Accounts für User monetarisieren zu wollen, kommt nur auf den ersten Blick überraschend. Soundcloud will sich, vorerst nur in den USA und mit eingeladenen Partnern (Labels, Musiker) die Werbeeinnahmen teilen, und wer keine Werbung hören will, der kann künftig einen Monatsbetrag für die werbefreie Version zahlen. Dieses Freemium-Modell (Kunstwort aus “free” und “premium”) kennt man bereits von Musik-Diensten wie Deezer oder Spotify. Bei letzterem zahlen 25 Prozent der 40 Millionen aktiven Nutzer für die werbefreie Version, um ungestört ihrer Lieblingsmusik lauschen zu dürfen.
Schafft Soundcloud mit eigenen Angaben zufolge 175 Millionen Nutzern eine ähnliche Conversion-Rate, dann könnte die Firma von Alexander Ljung und Eric Wahlforss mittelfristig neben den Pro-Accounts für Künstler (mehr Speicherplatz, Analytics, bessere Sichtbarkeit ab 3 Dollar/Monat) und den Werbeeinnahmen relevante Einnahmen erzielen. Einfach wird das nicht: Denn niemand geringerer als YouTube mit mehr als einer Milliarde User will ebenfalls in den Markt für Musik-Streaming-Subscriptions. Wie die Webseite Android Police erfahren haben will, bereitet die Google-Tochter mit YouTube Music Key ebenfalls einen Streaming-Dienst um 9,99 Dollar/Monat vor, der zusätzliche Funktionen wie Offline-Support für mobile Geräte und Werbefreiheit bietet.
YouTube will zur Kasse bitten
Wie Nutzer YouTube Music Key wahrnehmen werden, muss man noch abwarten. Denn Google hat mit Google Play Music All Access bereits Musik-Streaming um 9,99 Euro sowie mit Google Play Music einen MP3-Download-Shop im Portfolio, der mit dem iTunes Store konkurriert. Womit wir schon beim nächsten Konkurrenten anglangt sind, der Musik-Streaming ganz groß machen will: Apple. Mit der Übernahme von Beats Music Anfang 2014 hat der iPhone-Hersteller ebenfalls einen Streamer im Programm, der vor allem mit von Experten kuratierten Playlists lockt. Dem wiederum hält Google mit der Übernahme von Songza entgegen, wo Musikkenner Playlisten für die Hörerschaft zusammenstellen (z.B. Sunday Morning, Workout, Cocktail, Beach, etc.), und Spotify forciert derzeit ebenfalls die Playlist-Idee.
“Soundcloud ist nicht wie iTunes, Pandora oder Spotify”, meint Fred Wilson, der mit seiner Risikokapitalfirma Union Square Ventures in Soundcloud investiert hat. “Es ist ein Peer-Netzwerk wie Twitter oder Tumblr mit einer sozialen Architektur, die Engagement und Sharing betont. Es ist, als würden Musiker, Fans und Marken alle auf der selben Party abhängen.”
Plattenfirmen als Partner und Gegner
Ob sich Soundcloud gegen seine mächtigen Konkurrenten durchsetzen kann, bleibt abzuwarten. Zuerst muss das Berliner Start-up ohnehin einmal die großen Labels und die Werber an Bord holen. Soundcloud zufolge gibt es bereits Deals mit Sony/ATV und BMG sowie mit Brands wie Red Bull, Jaguar oder Comedy Central. Die Kooperationen vor allem mit den Musikern und Labels ist für Soundcloud enorm wichtig, um Copyright-Fragen im Vorfeld zu klären. Da bei dem Dienst jeder Musik hochladen kann bzw. viele Remixes von Hits veröffentlicht werden, werden Urheber sehr schnell mit Klagen sein, wenn Soundcloud diese Inhalte mit Werbung kapitalisiert. Sich die Werbeeinnahmen mit den Rechteinhabern zu teilen, ist da eine schlaue Idee.