Das Start-up Uber ist in den USA bereits ein großer Hit und seit dieser Woche auch in Wien verfügbar. Nutzer können per Smartphone-App (für iPhone, Android, BlackBerry) einen Chaffeur samt Edel-Limousine an die Haustür bestellen und sich auf besonders noble Art und Weise von A nach B kutschieren lassen. In Wien kostet eine Fahrt vom Stephansplatz zum Flughafen Schwechat etwa 50 Euro. Das ist zwar spürbar teurer als ein Taxi, aber gar nicht so kostspielig, wie man vorher vielleicht gedacht hat. In Übersee ist Uber bei der Upper Class, Prominenten und Business-Kunden, aber auch bei Leuten, die sich mal ein wenig Luxus leisten wollen, ziemlich populär. So populär, dass das 2009 in San Francisco gegründete Start-up in US-Risikokapitalgeber-Manier bereits auf bis zu vier Milliarden Dollar bewertet wird, und das bei einem Jahresumsatz von angeblich 213 Millionen Dollar im Vorjahr, von Gewinn gar nicht zu reden.
Aus Sicht der weiter boomenden, österreichischen Start-up-Szene ist der Uber-Launch in Wien, zu dem es bereits seit Monaten Gerüchte gab, sehr spannend. Denn junge Internet-Firmen können bei Uber hautnah miterleben, wie ein US-Start-up sein Business ohne Zögern und Ängste (z.B. vor den hiesigen Taxiinnungen) schnell internationalisiert.
1. Brachliegende Ressourcen digital zugänglich machen
Uber gehört zu jenen Start-ups, die eine Nische für sich entdeckt hat, an die kaum jemand sonst gedacht hat. In jeder größeren Stadt auf dieser Welt gibt es viele kleine Limousinen-Services, aber wer kennt schon eine Telefonnummer, wo er sich einen Chaffeur mit Nobelkarosse bestellen kann? Glaubt man Uber, dann kämpfen diese Firmen oft mit geringer Auslastung und langen Stehzeiten. Uber hat dieses schlummernde Potenzial, sich im Analogen kaum erschließen lässt, erkannt, und macht es einfach über eine Smartphone-App digital für die breite Masse zugänglich. Plötzlich sieht der Nutzer kleine schwarze Limousinen-Symbole auf seiner digitalen Landkarte herumfahren, die er mit einem Klick buchen kann – früher wunderte man sich maximal, welcher Neureiche sich da wohl gerade herumkutschieren lässt, wenn man eine Limo auf der Straße sah. Der Unterkunft-Marktplatz AirBnB funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip: Weltweit gibt es Millionen leerstehende Zimmer und schlecht ausgebuchte Wohnungen, die man nur mit viel Mühe aufspüren konnte. AirBnB setzt sich jetzt als digitaler Vermittler zwischen Vermieter und Urlauber und stellt den Kontakt her. Hier liegt auch der zu hebende Schatz: Die Vermittlung, die AirBnB und Uber leisten, ist einige Prozent dies Mietpreises wert.
2. Lokalisierung so einfach wie möglich machen
Als erster Journalist durfte ich diese Woche das derzeitige Wiener Uber-Team – Patrick Studener (International Launcher), Johannes Wesemann (General Manager Wien) und Romy Zöllner (Community Manager Wien) – kennenlernen. Besonders fasziniert hat mich, wie extrem schnell und mit minimalem Personalaufwand sich Uber einen neuen, sehr wichtigen Markt (Wien ist immerhin die zweitgrößte deutschsprachige Stadt und wird ständig zur lebenswertesten Metropole der Welt gekürt) erschließt. Beim Treffen am Dienstag konnten mir Studener und Wesemann noch keine Preise nennen, weil sie die erst für den Start am späten Mittwoch Nachmittag (!) festlegen mussten. Dass das Dreier-Team, das übrigens noch Verstärkung sucht, so schnell am Wiener Markt launchen kann, hat natürlich damit zu tun, dass die Zentrale in San Francisco vorgesorgt hat. Smartphone-Apps, Webseite, Abrechnungssystem via Kreditkarte und Algorithmus, der die Fahrpreise anhand von Angebot und Nachfrage errechnet, sind bereits vorhanden. Auch die Vorgaben, die Fahrer und Autos zur Qualitätssicherung einhalten müssen, sind mit Sicherheit zentral geregelt. Vor Ort müssen im Prinzip “nur” (ich weiß, ist genug Arbeit) die Deals mit den Limousinen-Firmen ausgehandelt, Blog-Einträge mit Lokalkolorit verfasst, Community-Managment gemacht und Kontakte zu Medien hergestellt werden.
3. Empfehlungen so attraktiv wie möglich machen
Start-up-Gründer – oder wenn sie sich welche leisten können, ihre Marketing-Verantwortlichen – wissen ganz genau: Das Werbe-Budget tendiert gegen Null Cent, und für Werbespots, Plakate und Google-Werbung gibt es kaum Geld. Start-ups wie KochAbo, wo jeder verdiente Euro in Werbung gesteckt wird, sind eher die Ausnahme, die Mehrheit verlässt sich lieber auf virale Empfehlungseffekte. Share-Buttons auf Webseite und in Apps, Facebook-Pages und Tweets sind da aber nicht genug. Auf den Like-Button zu klicken, bringt dem Nutzer kaum Mehrwert. Uber hat deswegen gleich zum Start eine Rabatt-Aktion direkt in die App eingebaut: Per Aktionscode kann man Freunde via Facebook, Twitter, SMS und E-Mail zu Uber einladen, die 20 Euro Rabatt bei der ersten Fahrt bekommen. Wenn sie den Code tatsächlich einlösen, bekommt man selbst ebenfalls 20 Euro gutgeschrieben – beide profitieren von der Empfehlung. Auch Dropbox ist ohne klassische Werbe-Kampagnen groß geworden und hat die Freundesempfehlungen mit kostenlosem Gratis-Speicherplatz belohnt.
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— Uber Wien (@uber_wien) February 20, 2014
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