Wer Facebook-Spiele nutzt, zockt gleich doppelt mit seinen Daten: Wie ein Bericht des Wall Street Journal offenlegte, ist es scheinbar gängige Praxis, dass die Anbieter Informationen über die Nutzer an Werber weitergeben. Dabei sollen die Namen der Nutzer sowie in einigen Fällen auch die Namen ihrer Facebook-Freunde an Fremde verraten worden sein – wahrscheinlich für Geld. In den meisten Fällen wurde die User-ID, eine einmalige Zahlenkombination, die jedem Nutzer zugeteilt wird, an etwa 25 verschiedene Firmen übermittelt. Laut Wall Street Journal geben alle der zehn beliebtesten Apps diese Daten weiter. Laut Analyse-Dienst AppData.com sind das folgende:
1. | FarmVille | 59,497,299 Nutzer |
2. | Phrases | 42,792,920 Nutzer |
3. | Texas HoldEm Poker | 36,168,492 Nutzer |
4. | FrontierVille | 30,494,451 Nutzer |
5. | Causes | 26,414,861 Nutzer |
6. | Café World – the Restaurant Game | 21,913,654 Nutzer |
7. | Mafia Wars Game | 21,775,957 Nutzer |
8. | Quiz Planet | 16,436,059 Nutzer |
9. | Treasure Isle | 15,263,562 Nutzer |
10. | iHeart | 13,836,867 Nutzer |
Die Daten gelangen auf denkbar einfache Art an die Anbieter: Die Nutzer erlauben den Zugriff, wenn sie die Apps das erste Mal nutzen. Name, Profilfoto, Alter, Wohnort, Interessen, eMail-Adresse oder Freundeslisten verwenden die Apps unter anderem dazu, dem Nutzer ein personalisiertes Erlebnis bieten zu können. Indem die User-ID weitergegeben wird, können Tracking-Firmen sehr leicht das Nutzungsverhalten von Facebook-Mitgliedern ermitteln auf darauf Werbeinhalte abstimmen.
Gegen zwei Firmen ist Facebook bereits vorgegangen: LOLapps Media (Spiele wie „Garden Life“ oder „Dante`s Inferno“) sowie RapLeaf, eine Marketing-Firma, wurde der Zugriff auf Nutzerdaten untersagt. Interessantes Detail am Rande: RapLeaf soll auch Google Daten weitergegeben haben. Von RapLeaf gibt es bereits ein Statement, dass man sich dem Problem annehmen will: Seit einer Woche werden keine heiklen Daten über Facebook-Nutzer mehr weitergegeben. Von LOLApps Media gibt es bisher noch keine Stellungnahme.
Bei Facebook gibt es offiziellen Zahlen zufolge mehr als 550.000 Apps, die mehr als eine Million Entwickler aus 180 Ländern programmieren. 70 Prozent der Facebook-Mitglieder nutzen diese Apps mindestens ein Mal pro Monat – diese Zahlen zeigen sehr deutlich, welche Dimensionen diese Datenweitergabe haben kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, dass App-Entwickler nicht an persönliche Informationen gelangen, sollte in den Privatsphäre-Einstellungen den Zugriff von Facebook-Anwendungen komplett abstellen. („Privatsphäre-Einstellungen“ -> „Anwendungen, Spiele und Webseiten“ -> „Alle Plattform-Anwendungen deaktivieren“).