Michael Arrington, Chef-Blogger von Techcrunch, will aus verlässlichen Quellen erfahren haben, dass Facebook an einem eigenen Handy arbeitet. Das deckt sich mit meinen Nachforschungen für mein Buch Phänomen Facebook: So ist das Online-Netzwerk die meist genutzte Zusatz-Software auf Handys und wie dafür geschaffen, in ein Betriebssystem integriert zu werden. Die Bausteine für ein eigenes Mobiltelefon hat die Firma aus Palo Alto: Eine sehr gute App für iPhone und Android-Handys, eine riesige Entwickler-Community, die Facebook-Applikationen entwickelt, sehr fähige Entwickler in den eigenen Reihen sowie mehr als 500 Millionen potenzielle Kunden.
Das Personal: Wie auch Michael Arrington herausstreicht, arbeiten folgende Entwickler für Facebook: Joe Hewitt, der mit der Übernahme von Parakey zu Facebook gekommen ist und alle Apps programmiert hat, Matthew Papakipos, der bei Google die Entiwcklung des Betriebssystems Chrome OS leitete, sowie Eric Tseng, der bei Google das Handy-Betriebssystem Android mitgestaltete.
Die Software: Sieht man sich die iPhone-App von Facebook an, wird man feststellen, dass man es bereits mit einem Mini-Betriebssystem eines Handys zu tun hat. Kontakte, Veranstaltungskalender, Messages, Fotos, Chat, Notizen – das sind alles Grundfunktionen, die jedes Handy auch bietet. Außerdem kann sich Facebook auf mehr als eine Million Entwickler von Facebook-Applikationen aus 180 Ländern verlassen, die bis dato 550.000 Apps entwickelt haben. Damit könnte Facebook einen größeren App Store als Apple anbieten, sollten diese Zusatz-Programme für ein Handy umgebaut werden.
Die Geschäftskontakte: Über den Facebook-Investor Li Ka-shing hat Mark Zuckerberg einen hervorragenden Zugang zum Mobilfunkmarkt. Li Ka-shing gehört der Konzern Hutchison Whampoa, zu dem auch die Mobilfunkmarke „3“, wie sie in Österreich, Großbritannien, Australien, Italien, Schweden und vielen anderen asiatischen und afrikanischen Ländern vertreten ist, zählt. Außerdem hat Facebook mit Zero eine Handy-Version, die weltweit von mehr als 50 Mobilfunker ihren Kunden zur Gratis-Nutzung anbieten. In Österreich ist Telering ein Partner, in Deutschland die E-Plus-Gruppe.
Die Hardware: Zum Hutchison-Konzern gehört außerdem der Handymacher INQ Mobile, der mit dem INQ 1 schon vor einigen Jahren ein Mobiltelefon präsentiert hat, bei dem das Online-Netzwerk sehr tief ins Betriebssystem integriert war. So kann man damit statt SMS auch Facebook-Nachrichten verschicken. Im Sommer 2009 besuchte ich den Firmensitz von INQ in London und erfuhr dort unter anderem, dass die Hardware aus China kommt. Da Facebook sicher ein günstiges Telefon anbieten will und eher nicht in den heiß umkämpften Smartphone-Markt einsteigen wird, könnte ein mögliches Facebook-Handy etwa so aussehen wie das INQ 1. Kleine Anmerkung: Im Test konnte mich das Gerät aber nicht überzeugen, einzig sein günstiger Preis ist ein schlagkräftiges Argument.