Mit Drop.io aus New York hat sich Mark Zuckerberg einen weiteren kleinen Web-Dienst einverleibt. Drop.io wird noch bis 15. Dezember online bleiben, bis dahin sollten alle Nutzer ihre Dateien herunter laden. Nach dem Termin werden die Drop.io-Server gelöscht, alle Daten gehen dann verloren. Drop.io bietet seit drei Jahren ein File-Sharing-Service an, über den die Nutzer Fotos, Videos, Dokumente oder Links (das Wörtchen MP3 wurde bewusst ausgespart) im Web verteilen können. Die Daten konnten entweder alle Drop.io-Nutzer oder nur bestimmten Personen über ein Passwort zugänglich gemacht werden. Gedacht war Drop.io vor allem als Tool zur Online-Kollaboration: Ein sehr ausgereift aussehender Chat erlaubte den Nutzern, einfach über die verteilten Dateien zu diskutieren. Nutzer können ab sofort keine neuen Dateien hochladen und haben nur mehr Zugriff auf die alten. Bestehende Daten werden nicht zu Facebook transferiert. Wer einen Bezahl-Account hat, muss noch bis 15. November zahlen, das letzte Monat ist gratis.
Auch wenn Facebook den Deal als Übernahme darstellt, sieht die Sache in der Praxis ein wenig anders aus: Vom bestehenden Team wird nur Chef Sam Lessin zu Facebook wechseln, der Rest der kleinen Firma muss sich nach einem neuen Job umsehen. Lessin und Zuckerberg haben übrigens eine gemeinsame Vergangenheit: Sie studierten beide in Harvard, und Lessin soll den jungen „Zuck“ damals in die VC- und Tech-Szene New Yorks eingeführt haben. „Wir haben noch nie eine Firma wegen der Firma gekauft. Wir kaufen Firma wegen exzellenten Leuten“, sagte Zuckerberg kürzlich bei einer Rede an der Universität Stanford. Folgende Web-Dienste und deren Mitarbeiter hat Facebook bis dato übernommen:
- Nextstop wurde im September 2010 um etwa 2,5 Millionen US-Dollar gekauft. Die Firma aus San Francisco war auf Nutzerempfehlungen in Location-Services spezialisiert. Die Mitarbeiter werden vermutlich an „Facebook Places“ mitarbeiten.
- Chai Labs wurde im August 2010 um etwa zehn Millionen US-Dollar übernommen. Das Start-up wurde vom Ex-Googler Gokul Rajaram gegründet und wollte Publishern helfen, schnell und einfach Webseiten zu erstellen. Interessanterweise sollen Marc Andreessen (er sitzt im Facebook-Vorstand) als auch Reid Hoffman (er ist an Facebook beteiligt) Chai Labs mitfinanziert haben. Rajaram ist bei Facebook wahrscheinlich für die „Facebook Pages“ für Unternehmen zuständig.
- Hot Potato wurde im August 2010 für etwa 10 Millionen US-Dollar übernommen. Der Dienst versuchte, im Web und mit Handy-Apps die Nutzer dazu zu bringen, Informationen rund um Events zu teilen. Vermutlich wird das übernommene Team an der Funktion „Facebook Veranstaltungen“ weiterbasteln.
- Sharegrove wurde im Mai 2010 für einen unbekannten Betrag gekauft. Der Dienst hatte zum Ziel, seinen Nutzern Online-Konversationen zu erleichtern, indem Medieninhalte optisch ansprechend in die Chats eingebettet wurden. Die Ex-Mitarbeiter sind heute vermutlich an der Gestaltung des „News Feed“ beteiligt.
- Divvyshot wurde im April 2010 für einen unbekannten Betrag übernommen. Der einstige Foto-Dienst war darauf spezialisiert, hochauflösendes Bildmaterial der Nutzer zu hosten. Erst kürzlich hat Facebook seine eigenen Foto-Funktionen stark verbessert, höchstwahrscheinlich das Werk des Ex-Divvyshot-Teams.
- Octazen Solutions aus Malaysia wurde im Februar 2010 für einen nicht bekannten Betrag gekauft. Ihr hat Facebook den kontroversen eMail-Importer zu verdanken, über den das Online-Netzwerk an die Kontaktdaten von Nichtmitgliedern gelangt.
- Friendfeed wurde im August 2009 um etwa 47,5 Millionen US-Dollar übernommen. Der einstige Friendfeed-Chef Bret Taylor ist heute CTO bei Facebook. Technologien von Friendfeed ist wahrscheinlich in fast allen neuen Facebook-Produkten zu finden.
- Parakey war die erste Firma, die Zuckerberg im Juli 2007 kaufte. Sie wurde von den beiden Firefox-Entwicklern Blake Ross und Joe Hewitt gegründet und spezialisierte sich auf die Entwicklung eines Online-Betriebssystems.