“If I have been able to see further than you, it is because I have stood on the shoulders of giants.” – Isaac Newton, 1675
Ich persönlich bin ja der Meinung, dass Facebook – Achtung: nicht Online-Netzwerken an sich – ein zeitweiliges Phänomen ist und in ein paar Jahren wieder von der Bildoberfläche verschwinden wird. Natürlich gibt es Leute, die das ganz anders sehen, wie ich vor kurzem auf der Konferenz „Digital, Life, Design“ (DLD) feststellen konnte. Es gibt ganze Firmen, die auf Facebook aufbauen und ohne das Online-Netzwerk nicht existieren könnten. Das populärste Beispiel ist da mit Sicherheit die Firma Zynga, die mit „FarmVille“ und „CityVille“ zwei Facebook-Games abgeliefert hat, die die Massen begeistern.
Interessant ist, dass bei den neuen Technologie-Plattformen – neben Facebook ist das vor allem Apples mobiles Betriebssystem iOS – vor allem Spiele (z.B. Doodle Jump, Angry Birds) durchstarten können. Bei näherem Hinsehen ist das eigentlich nicht überraschend: Spiele sind leicht zu verstehen, unterhaltend, billig und erfordern wenig Gehirnschmalz vom Nutzer. Mittlerweile gibt es aber auch andere, ernstere Facebook-Apps, die Nutzer wie Magnete anziehen. Dan Rose, der Chef der „Facebook Platform“, auf der die Anwendungen aufbauen, ist davon überzeugt, dass nach den Spielen würden die Medien kommen und ihre Inhalte direkt in dem Online-Netzwerk zur Verfügung stellen.
Ob Medien über Facebook und Tablets neues Publikum für sich erschließen werden, ist ungewiss. Denn derzeit boomen neben Spielen ganz andere Anwendungen, die allesamt auf die Vernetzung von Personen setzen und ihr Business auf dem „Social Graph“ von Facebook aufbauen. Drei besonders populäre, die anderen etablierten Web-Diensten außerhalb von Facebook bald das geschäft streitig machen könnten, möchte ich Ihnen hier vorstellen:
Badoo: Dieser Dating-Dienst hat auf Facebook fast 40 Millionen Nutzer, insgesamt will Badoo mehr als 100 Millionen User haben. Die Basisfunktionen sind gratis nutzbar, wer sich dem anderen (oder gleichen) Geschlecht besser präsentieren will, zahlt eine kleine gebühr für die Zusatzoptionen „Spotlight“ und „Rise Up“. Damit können sie sich in den Suchergebnissen nach oben pushen bzw. potenziellen Flirt-Partnern in der Region bevorzugt vorgeschlagen werden. Die Firma selbst ist überraschend groß und beschäftigt weltweit 200 Vollzeit-Mitarbeiter. Gegründet wurde Badoo vom russischen Internet-Unternehmer Andrei Andreyev, der Firmenhauptsitz ist in London.
BranchOut: Dabei handelt es sich um ein Karriere-Netzwerk, dass einzig auf Facebook aufbaut und LinkedIn und XING Konkurrenz machen möchte. Das Versprechen: Mit BranchOut könne man 500 Facebook-Freunde in 50.000 Geschäftskontakte verwandeln – ob das wirklich funktioniert sei dahingestellt. Sein Publikum hat BranchOut jedenfalls gefunden: Im Jänner will die junge Web-Firma – gestartet ist sie im Sommer 2010 – um 2500 Prozent gewachsen sein und hält derzeit bei 280.000 monatlichen aktiven Nutzern. Firmen sind ebenfalls Kunden, sie haben mehr als 3 Millionen Stellenanzeigen bei BranchOut eingestellt. Das von Rick Marini gegründete Unternehmen ist offensichtlich dick im Geschäft: Zu den Beratern zählen Ex-Facebooker Dave Morin, Bebo-Gründer Michael Birch sowie Napster-Gründer Shawn Fanning, Investment-Gelder kommen unter anderem vom Facebook-Investor Accel Partners.
Causes: Diese Facebook-App fährt die Wohltätigkeitsschiene. Causes will über 140 Millionen Mitglieder haben – davon waren im letzten Monat 20 Millionen via Facebook aktiv. Insgesamt wurden seit 2007 über die User 30 Millionen Dollar für karitative Zwecke gesammelt, indem die Nutzer Informationen über Spendenbedarf weiterleiteten und sich in Gruppen organisierten. Unterstützt wurden etwa Ärzte ohne Grenzen oder Schulkinder in Malawi. Hinter dem altruistischen Web-Dienst steckt niemand anderer als Sean Parker, der Napster mitgründete und eine Zeitlang – bis zu seinem Rauswurf – als Facebook-Präsident tätig war. Heute arbeitet Parker für Peter Thiels Investment-Firma Founders Fund, die unter anderem bei Facebook investiert hat.