Derzeit wogt gerade wieder einmal die Debatte rund um Klarnamen und Online-Diskussionskultur durch österreichische Twitteria und Medien. Wie man Hass-Postern begegnet, liest man derzeit am besten bei Ingrid Brodnig (“Der unsichtbare Mensch”) nach, wer sich technisch mit der Frage auseinandersetzen will, der kann das bei dem österreichischen Start-up Orat.io tun. Denn die beiden Gründer Bernhard Hauser und David Pichsenmeister wollen mit ihrem Plugin für Webseiten Online-Diskussionen unter Artikeln, in Blogs oder zu Produkten in Online-Shops klarer strukturieren.
Per Social Login oder anonym
Anders als bei vielen anderen Kommentarsystemen wie etwa von Disqus werden bei Orat.io die Kommentare nicht von oben nach unten sortiert, sondern in zwei Spalten nach “Pro” und “Contra” geordnet. Per Twitter-, Facebook-, Google+- oder E-Mail-Login oder auch anonym können kurze Meinungen (maximal 200 Zeichen) abgegeben werden, die sich dann nicht nur unter dem Artikel, sondern auch auf der Webseite von Orat.io wiederfinden. Eine Orat.io-Diskussion zu einem Thema kann mehrmals unter verschiedene Artikel eingefügt werden, was einerseits gut ist, weil dann bereits vorhandene Kommentare unter neue Artikel kommen, andererseits aber auch verwirrend sein kann.
Neben Kommentaren können auch Antworten auf bestehende Postings veröffentlicht werden sowie Kommentare anderer favorisiert (Herzerl) werden. Je mehr Herzerl ein Kommentar hat, desto weiter oben wird er angezeigt.
Idee aus Graz, weiterentwickelt in Berlin
Die beiden Orat.io-Gründer sitzen derzeit als meines WIssens nach erstes österreichisches Start-up im Accelerator Plug & Play Center von Axel Springer in Berlin, wo sie neben Startkapital von 25.000 Euro (gegen 5 Prozent Firmenanteile) auch Bürofläche, Infrastruktur und Kontakte in die Medienbranche bekommen. Sie tüfteln nicht nur an neuen Funktionen, sondern auch am Geschäftsmodell, dass derzeit Richtung Freemium geht. Neben einer Gratis-Version soll es demnach eine kostenpflichtige Profi-Variante geben, die zusätzliche Features wie Analtics bereitstellt.
Ob sie sich mit ihrem Kommentar-Plugin, dass man derzeit per HTML-Code unter Artikel hängen kann (eine WordPress-Integration folgt in den nächsten Wochen), durchsetzen werden, bleibt abzuwarten. Welche Auswirkungen Orat.io auf Online-Diskussionen hat, ist ebenfalls kaum vorauszusagen. Zum einen könnte es durch die Teilung in Pro und Contra sachlicher und übersichtlicher werden, zum anderen könnte gerade diese Polarität Teilnehmer zu ausfallenderen Postings veranlassen.
Also: Was haltet ihr von Orat.io? Gleich hier könnt ihr das neue Kommentarsystem ausprobieren: