Schon Wochen bevor Mark Zuckerberg im April 2010 die so genannte „Instant Personalization“ präsentierte, ging ein Aufschrei durch die Medien. Denn die neue Technologie sah vor, dass Nutzerdaten von Facebook automatisch und ungefragt an fremde Webseiten weitergegeben werden können. So sollen die User, wenn sie Facebook verlassen, ihre Daten und Freundeslisten mitnehmen und auch auf anderen Webseiten verwenden können. Zum Start waren der Musik-Dienst Pandora, das Lokalverzeichnis Yelp sowie Docs.com, eine abgespeckte Online-Version von Microsofts Büro-Software „Office“ mit dabei. Jetzt hat Facebook in der Film-Webseite RottenTomatoes einen weiteren Partner für sein umstrittenes Angebot gefunden.
UPDATE: Auch die Webseite Scribd, auf der man Dokumente wie Präsentationen hochladen und teilen kann, wurde in das „Instant Personalization“-Programm aufgenommen.
In der Praxis sieht die „Instant Personalization“ so aus: Wenn man zu RottenTomatoes surft, braucht man sich nicht einloggen, um seine Profildaten von Facebook auch dort benutzen zu können. So soll man vor allem die Aktivitäten der Facebook-Freunde auch auf der fremden Webseite mit einsehen können und mit ihnen dort interagieren. Das hat für Facebook den Vorteil zu sehen, was die Nutzer auch außerhalb des Online-Netzwerks treiben und kann so noch genauere User-Profile erstellen, die anschließend mit personalisierter Werbung bespielt werden. Die Partner sollen davon profitieren, dass sich ihre Nutzer „sozialer“ verhalten und sich gegenseitig mehr Produkte und Dienstleistungen empfehlen – im Web ein mittlerweile wichtiger Wirtschaftsfaktor. Außerdem ist denkbar, dass Facebook die Instant Personalization in Zukunft kostenpflichtig macht und so eine neue Einnahmequelle für sich erschließt. Fremde Webseiten könnten sich damit ein vorgefertigtes Anmelde-System samt integrierten, bestehenden Kommunikationsstrukturen einkaufen und müssten nicht mehr selbst eine Community aufbauen.
Hinter dem Rücken der Nutzer
Derzeit funktioniert die „Instant Personalization“ nur in den USA auf den vier erwähnten Webseiten. Problematisch dabei ist, dass die Nutzer dort ungefragt für das System freigeschaltet werden und von sich aus abdrehen müssen. Gerade bei solchen fragwürdigen Diensten sollte Facebook nicht das „Opt-Out“, sondern das „Opt-In“-Prinzip anwenden – also die Nutzer zuerst fragen, ob sie auch mitmachen wollen. Außerdem stellt sich die Frage, ob die Technologie überhaupt sehr sinnvoll ist. Bei Musik oder Restaurants mögen die Empfehlungen der Freunde Sinn machen, doch bei Fachärzten, Wohnungssuche oder Kreditvergaben sind professionelle Informationen von seriösen Webseiten-Betreibern wohl eindeutig zu bevorzugen.
In Europa und gerade in Deutschland wird die „umgehende Personalisierung“ mit ziemlicher Sicherheit auf großen Widerstand stoßen, sollte sie eingeführt werden. Vermutlich ist Facebook das bewusst und zögerte bis dato, sie auch in Europa einzuführen.