Microsoft Surface Pro 3 im Test: Kann dieses 12-Zoll-Tablet ein Apple MacBook Air ersetzen?

Microsofts neues Tablet Surface Pro 3 auf der Couch mit dem MacBook Air 13 Zoll. © Jakob Steinschaden

Microsofts neues Tablet Surface Pro 3 auf der Couch mit dem MacBook Air 13 Zoll. © Jakob Steinschaden

Das neue Flaggschiff-Tablet von Microsoft, das Surface Pro 3, mit dem MacBook Air von Apple zu vergleichen, das ist nicht meine Idee gewesen. Nein, Microsoft wirbt massiv mit diesem Vergleich, hat drei Werbe-Spots dazu gedreht und stellt ihn auch auf seiner eigenen Webseite an. “Das Tablet, das Ihr Notebook ersetzen kann”, lautet die Werbebotschaft an die werte Kundschaft. Denn das Surface Pro 3 ist ein relativ großes Tablet (12 Zoll, das iPad Air misst 9,7 Zoll), an das man eine sehr flache Tastatur andocken und es dann wie ein kleines Notebook verwenden kann. Zudem bietet es einen Touch-Stift, mit dem man handschriftlich Notizen festhalten kann und das Gerät so wie ein digitaler Notizblock verwendbar wird.

Microsoft fordert Apple heraus
Den direkten Vergleich mit dem MacBook Air in Sachen Spezifikationen muss das Surface Pro 3 tatsächlich nicht scheuen und bringt etwa eine höhere Display-Auflösung, geringeres Gewicht und eine rückseitige Kamera (bei gleich starken Intel-Prozessoren, Arbeitspeicher und SSD-Speicher) mit sich. Inklusive Tastatur (130 Euro Mehrkosten) ist das Tablet dann aber auch teurer als ein MacBook Air mit 11 Zoll. Alle Details finden sich in dieser Vergleichsgrafik:

Doppelt gemoppelt?
Mit seiner doppelten Einsatzmöglichkeit (Tastatur und Touch) entspricht das Surface Pro 3 voll und ganz dem dem aktuellen Microsoft-Betriebsystem Windows 8, das für beide Welten gemacht wurde. Mit der Windows-Taste kann man schnell zwischen Touch- und Standard-Oberfläche wechseln. Während die Touch-Ausgabe eher für die Nutzung unterhaltender/informativer Apps (Facebook, Twitter, Flipboard, Skype, usw.) gedacht ist, soll mit der klassischen Ansicht eher gearbeitet werden (v.a. mit Office, das zusätzlich gekauft werden muss). Allerdings kommen sich Touch-Bedienung und Tastatur immer wieder in die Quere: Manche Apps wie Flipboard sind eben für Berührungen des Displays gemacht, während der Arbeits-Programme dann wieder besser per Keyboard zu bedienen ist – da muss der User immer wieder umdenken, ob er jetzt in die Tasten haut oder am Bildschirm herumtapst.

Kompromiss zwischen Touch und Tastatur
Dementsprechend ist das Surface Pro 3, genauso wie Windows 8, ein Kompromiss zwischen “Touch” und “Tastatur”. Während Android von Google und iOS von Apple vor allem für Touchscreens gemacht wurden, stolpert man am Surface-Tablet immer wieder in die “alte” Keyboard-Welt zurück. Dort kann man zwar locker mit der andockbaren Tastatur (die 130 Euro zusätzlich kostet, wohlgemerkt) weiterarbeiten, doch mit dem Keyboard des MacBook Air kann diese nicht mithalten. Ich haben hunderte Artikel und meine beiden Bücher am MacBook getippt und kann getrost sagen, dass ich noch keine angenehmere Tastatur unter die Finger bekommen habe – kaum verwunderlich wird ihre Bauweise von vielen anderen Notebook-Herstellern nachgeahmt. Außerdem ist das Touchpad der Surface-Tastatur zur Steuerung des Mauszeigers kleiner und damit unkomfortabler als das des Apple-Laptops.

Teuer und nicht voll mobil
In der mobilen Touch-Welt ist das Surface Pro 3 auch nur halb zu Hause. Das Display ist zwar mit einer sehr hohen Auflösung (manchmal zu hoch, weil einige Apps und Webseiten pixelig aussehen) ausgestattet und reagiert ausgezeichnet auf Berührungen, mit seinen 12 Zoll und 800 Gramm ist es aber nicht so portabel wie ein iPad Air (9,7 Zoll, 480 Gramm) oder noch kleinere Tablets. Was außerdem stutzig macht: Es fehlt ein Slot für eine SIM-Karte für mobiles Internet, und aufladen kann man es nicht via USB, sondern nur per mitgeliefertem Netzstecker. In Sachen Rechenpower und Speicherkapazität ist das Surface Pro 3 immerhin vielen anderen Tablets überlegen.

Ein Problem ist auch der Preis des Microsoft-Tablets: Inklusive Tastatur und Office ist es nicht billiger als ein vergleichbar ausgestattetes MacBook Air mit 13 Zoll, das den Office-Rivalen iWork vorinstalliert hat, und teurer als viele Tablets (das teuerste iPad Air kommt auf 869 Euro).

Kein Ersatz für ein „echtes“ Notebook
Dementsprechend muss die Antwort auf die Frage, ob das Surface Pro 3 ein MacBook Air ersetzen kann, meiner Meinung nach “Nein” lauten. Microsoft hat einen Kompromiss abgeliefert, der weder alle Vorzüge eines Tablets (portabel, leicht, billiger, mobiles Internet), noch alle Vorzüge eines Notebooks (großes Display, ausgezeichnete Tastatur) bietet. Apple-Interessierte und -User wird Microsoft so nicht in die Windows-Welt locken können. Spannend ist das Surface Pro 3 aber für Leute, die noch kein Tablet und ein veraltetes Notebook haben, aufrüsten wollen und unbedingt bei Windows bleiben möchten – sie bekommen um vergleichsweise wenig Geld (ein MacBook Air und ein iPad kosten zusammen mindestens 1378 Euro) einen Tablet-Notebook-Mischling.

Warum Microsoft das Surface Pro 3 gegen das MacBook Air positioniert, ist rätselhaft. Schlauer wäre, es mit seinem großen Display, der Tastatur und Windows im Business-Kontext gegen das iPad zu positionieren – denn dieses versucht Apple gemeinsam mit IBM gerade in große Unternehmen zu bringen.

Ich persönlich würde mir derzeit weder ein Surface Pro 3 noch ein iPad Air kaufen. Die Kombination “leistungsstarkes Notebook + 5-Zoll-Smartphone” deckt derzeit meine Computer-Bedürfnisse voll ab – das Dazwischen-Gerät Tablet hat vorerst keinen Platz in meinem Budget.

Schreibe einen Kommentar zu Roli Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>

2 Gedanken zu “Microsoft Surface Pro 3 im Test: Kann dieses 12-Zoll-Tablet ein Apple MacBook Air ersetzen?

Zitiert von
  1. Ich Frage mich, wie jemand, der 100 von Artikeln plus 2 Bücher auf einem MacAir geschrieben hat, überhaupt fähig ist, einen ausgewogenen Artikel zu Microsofts Surface Pro 3 zu schreiben… Sorry!

    Ich arbeite jetzt seit gut 4 Monaten mit einem Surface Pro 3 i7, 256 GB SSD, 8GB RAM und der berühmten Tastatur. Da gebe ich dem Autor recht: Es ist nicht die beste Tastatur und gewöhnungsbedürftig. Ich habe aber in meiner 25-jährigen Arbeitszeit in der Software-Entwicklung schon ab und zu neue Tastaturen gehabt und hatte jedes Mal grosse Mühe, mich umzustellen. Würde ich täglich die Tastatur benutzen, würde ich mich irgendwann auch zurecht finden…

    Das jemand, der tagein, tagaus mit Apple-Produkten arbeitet sich nicht umstellen kann ist nun wirklich klar.

    Ansonsten: Ich entwickle Desktop-Programme, Web-Programme, schneide im Notfall Filme (nicht Youtubes, sondern richtige) und nütze das kleine Teil voll aus. Klar, ich habe eine DockingStation und einen grossen Bildschirm mit separater Tastatur im Büro.

    Aber wenn ich unterwegs bin ist es einfach genial, mit dem Teil zu arbeiten. OneNote mit berührungssensitivem Stift, der mal dickere Linien zeichnet wenn man drückt oder dünnere, wenn man nur ganz leicht drückt, Handauflage auf das Tablet, ohne ein Problem… Brauche ich mal die Tastatur, kurz Schnapp und schon ist sie dran und funktioniert – inkl. Touchpad. Und, und, und…….

    Wenn ich jeweils mein iPad hervornehme krieg ich jedes Mal das schaudern… Wieso? Ich finde es total unlogisch, nicht ergonomisch und hässlich dick und von Eleganz kann keine Rede sein. Aber wieso? Weil ich lieber mit meinem leichten, dünnen und praktischen Surface Pro 3 arbeite.

    Alles klar? Nein? Fazit: Ein Mac-User sollte nicht über Microsoft-Produkte schreiben und umgekehrt.

    Ich bin hell begeistert vom Surface Pro 3!!

    • Dank Roli für deinen Kommentar. Nun, den Vergleich zum MacBook Air hat ja Microsoft gezogen und nicht ich, deswegen war mir der Vergleich als MacBook-Air-User wichtig. Und aus der Tabelle kann ja jeder selbst ablesen, ob er sich das Surfac Pro 3 kaufen möchte oder nicht.